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Hamburg-Barmbek-Nord: Versuche einer Begegnung

Vom Anfang:

Etwas stört mich. Von jetzt auf gleich. Ich schaue mich um. Beobachte. Erkunde. Ich stelle fest.
Veränderung. Wandel. Aufbruch. Erwachen – empfinde ich als Bedrohung.

 


Ich begegne meinem Stadtteil. Ich versuche, dem nachzuspüren, was um mich herum gerade geschieht. Nach langer Zeit des Stillstandes wurde Barmbek-Nord von Stadtplanern und Investoren wiederentdeckt. Jetzt wird mit Rasanz nachgeholt, was Jahre versäumt wurde. Fast brachial wird dem Viertel die Aufwertung abgerungen. Ich frage mich, welche Verluste dabei zu erwarten sind.

Unregelmäßigkeiten und Reste, Relikte, Verweise auf das, was war, was auch immer meine Aufmerksamkeit auf sich zieht, ist schon im Begriff zu verschwinden. Mein Bild von Barmbek-Nord ist fast nur noch eine Ahnung. Meine Idee von diesem Ort, den Häusern, den Straßen, von den Menschen ist wohl schon beinah eine gestrige.
Ich tauche ein in die Diskussionen um Stadtplanung, Stadtentwicklung, Abriss, Aufbau und um das Recht auf Stadt. Finde mich wieder in Theorien, Brandbriefen und Protesten. Verliere mich, schwanke, lehne mich an Bewegungen und Zweifler – wieder einen Schritt zurück, die eigene Wahrnehmung prüfend, auch die der
Gegenseite.

Beobachten, Fragen in den Raum werfen, ohne Antworten zu finden.
Zu dicht sind die Strukturen aus Politik, Interessen, Bewegungen, Wissenschaften, Mechanismen. Frustration aufgrund meiner Machtlosigkeit und Unfähigkeit zu durchschauen. Zurückgeworfen einzig auf meine eigenen Wahrnehmungen und Empfindungen dokumentiere ich weiter meine Beobachtungen und Überlegungen – jetzt ohne mit einer Antwort zu rechnen.

Bilder von Räumen, Ecken, Gesichtern, Momenten fügen sich zu einer Idee über diesen Ort und stellen Fragen und dokumentieren und begleiten meine Gedanken: Was erzählt das gemeinsame Leben und Erleben in Städten über unsere Vorstellungen von Zukunft? Wenn sich nach und nach alles zu gleichen beginnt, Möglichkeiten und Eigenheiten Raum verlieren und ihre Bedeutung aberkannt bekommen, welche Werte dominieren dann die Veränderung und unseren Umgang mit Vergangenem? Wie wichtig ist ein Bewusstsein über das Gestern für eine Idee für das Morgen?


 

 

 

 

Infobox: Gretje Treiber ist 2007 aus dem Schwarzwald nach Hamburg gezogen und hat zehn Jahre in Barmbek-Nord gelebt. Sie studierte Fotografie an der HfbK Hamburg und an der HS Hannover. Seit Ende 2018 wohnt und arbeitet Gretje in Essen und ist Master-Studentin der Folkwang Universität der Künste. Aktuell untersucht sie mit verschiedenen Projekten ihre neue urbane Umgebung und befragt den Begriff und die Formen des Natürlichen. Von Zeit zu Zeit kommt sie nach Hamburg zurück und erforscht weiter wie sich Barmbek-Nord verändert. www.gretjetreiber.de
 

 


Fotos & Texte: Gretje Treiber